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Hippo Farm

Die Farm versteckt sich zuerst recht erfolgreich vor uns. MapsMe findet nichts und auch Google ist völlig überfragt. Von derart Kleinigkeiten lassen wir uns aber schon lange nicht mehr abschrecken und so geht es mal in die grobe Richtung, die anhand der AirB&B Beschreibung zu erkennen ist, los - und wir kommen auch an. Auf dem 45 Km gab es wenig Möglichkeiten sich zu verfahren und die erste Farmeinfahrt ist dann auch schon die richtige. Nach Gästebetrieb sieht es allerdings nicht aus. Es ist einfach ein Bauernhof - mittelmäßig gepflegt und zur Begrüßung kommen nur zwei laut bellende Hunde auf uns zu. Eine Rhodesian Rideback und ein American Steffordshire Terrier, nicht gerade das einladenste Begrüßungskomitee. Es stellt sich aber heraus, dass die zwei, eigentlich sogar drei, den ein Dackelchen rennt auch noch rum, furchtbar liebe Hunde sind - von Kampfhund keine Spur.

Dann kommt aber auch schon der Herr dieser Hunde, der nicht weniger beeindruckend ist. Ein großer Kerl mit einem beeindruckenden Händedruck. Seine Hand umschließt unsere komplett und ist rau und kräftig wie man es wohl bei einem namibischen Farmer wohl erwarten kann. Faan, so heißt er, ist aber eigentlich Lehrer gewesen (nicht in der Deutschen Privatschule in Windhoek wie er versichert :-) und jetzt im Pension ein sehr netter Typ. Seine Frau Marie, die noch immer Lehrerin ist, hat die Farm nach dem Tod ihres Vaters recht überraschend geerbt. Nach kurzer Krankheit ist dieser vor einigen Jahren verstorben und so waren die beiden, mehr oder weniger, von heute auf morgen Teilzeitlehrer, Teilzeitfarmer und Vollzeit beschäftigt. Haben es aber inzwischen gut im Griff.

Die Begrüßung ist etwas holprig. Es scheint als wüsste Faan nicht genau was er mit uns machen soll, seine Frau ist, wie wir natürlich erst später erfahren, noch in der Schule und wir sind etwas ratlos ob wir nicht doch falsch sind und warum Faan so überrascht ist uns zu sehen. Wie sich herausstellt sind wir die ersten Gäste auf der Farm. Also die aller ersten und da somit niemand spontan mit Gästen rechnet und wir nicht vorgebucht hatten, und da unsere Gastgeber wenig erfahren im Umgang mit Touristen haben läuft es eben etwas merkwürdig ab. Auf der Farm gibt es nur dieses eine "Ferienhaus", nur diese eine Unterkunft, und diese ist so spontan natürlich nicht hergerichtet. Für echten Gästebetrieb wird sie es wohl nie sein. Doch wir genießen die Zeit. Direkt nach der holprigen Begrüßung zeigt Faan uns die Farm. Unaufgefordert uns diesmal für uns völlig überraschend. Er führt uns über die Gemüsefelder, rupf hier eine Bohne ab, gräbt da eine Karotte aus, steckt es uns mehr oder weniger direkt in dem Mund zum Testen und erzählt uns eine Menge über den Anbau von Feldfrüchten in Namibia und über die Farm. Man merkt das er es gerne tut. Bis das Häuschen für uns hergerichtet ist gibt es dann noch ein wunderbares Glas frische Milch, direkt von der Kuh, und ein erfrischendes Glas Wasser, direkt aus dem Brunnen. Beides ist sehr gut. Inzwischen ist auch Marie von der Schule gekommen. Ohne große Umschweife werden wir also auch noch ins Haus zum Essen eingeladen. Während des Essen folgt schon die nächste Einladung. Faan fährt Abend noch raus, über die Farm, 6000ha Land. Er muss seinen Fleischvorrat aufstocken und lädt uns ein ihn bei der Jagd zu begleiten. Das lassen wir uns nicht zwei Mal sagen.

Leider haben wir kein Glück, nichts lässt sich blicken. Dafür gibt es wieder allerhand Info. Er erzählt uns von den schwierigen Bedingungen mit der Trockenheit der letzten Jahre und von dem Konflikt zwischen, Leben können vom Farmertrag und Natur-, Tierschutz.

Er habe zB. schon viele Rinder an die "großen" Raubtiere verloren und weil die Farm, trotz der Größe (in Namibia immer noch klein, im Süden gibt es Farmen die 25000ha groß sind) aufgrund der Trockenheit nur wenige Rinder ernähren kann ist jedes verlorene ein großer Verlust. Er sagt es zwar nicht mit diesen Worten aber, er sieht nur einen Weg dieses Problem zu lösen. Er sagt der Regierung auf seiner Farm gibt es kein Problem, weil es keine großen Raubtiere gibt, und dann sorgt er dafür, dass das auch stimmt. Für die San (Buschmänner), die uns begleiten, steht die Notwendigkeit dieser Lösung völlig außer Frage.

 

Wir genießen unseren Aufenthalt hier. Das "Ferienhaus" ist sehr sauber aber auch sehr improvisiert zusammengezimmert. Für uns ist aber alles da was man sich vorstellen kann, sogar eine sehr großes Badezimmer mit Wanne. Um Wasser sollen wir uns übrigens keine Gedanken machen meint Faan. Ja, das Land ist sehr trocken und auch seine Farm braucht mehr Wasser, der Brunnen aber, so sagt er, sei sehr ergiebig. Leider habe er zwar kein Geld für ein großflächiges Bewässerungssystem, hier aber direkt an der Quelle, sollen wir uns am Wasserreichtum freuen. Gesagt getan und ab in die Wanne.

 

Die nächsten Tage verbringen wir mit Spaziergängen über die Farm, alleine oder auch mit Faan und Marie, wo es wieder allerhand Infos regnet, mit Buch-lesen, damit mit den Kampfschmusern zu spielen und endlich unseren Blog auf Vordermann zu bringen. bei einem dieser Spaziergänge erzählen Faan und Marie von der Sorge vor Bushbränden und deren Bekämpfung, und nachdem Marie eine kleine Puffotter entdeckt, die so nah am Haus auch nicht weiterleben darf, erfahren wir auch noch viel über die Anatomie und Lebensweise von Puffottern und Giftschlangen im Allgemeinen. Die Puffotter hat ein sogenanntes Häm atoxisches Gift. Im Fall der Puffotter bewirkt das Gift das Absterben von Gewebe. Faan sagt: "Wenn du mal ein Rind gesehen hast, dem nach einem Biss die Bauchdecke abgefault ist und ..." (hier ersparen wir euch die bildlichen Ausführungen) "... lässt du auch deiner Farm keine Giftschlange mehr leben"

 

Am vorletzten Abend sind wir wieder zum Essen eingeladen und es ist ein sehr lustiger Abend an dem wieder einmal zu sehen ist, dass das Leben hier nicht immer einfach ist, die Menschen aber ihren Humor nicht verlieren. So gibt es hier diesen Witz:

 

"Ein Buschmannmädchen steht eines Tages vor dem Haus, am Himmel ziehen Wolken auf und es beginnt zu regnen. Das kleine Mädchen fürchtet sich, rennt zu seiner Mutter und fragt `Mama, was ist das`, die Mutter schaut bekommt große Augen und sagt ´ich weiß nicht, da muss ich Oma fragen`"

 

Im Laufe des abends stellen wir auch die Frage ob wir evtl. irgendwo unser Auto waschen können. Inzwischen sieht es wie ein echtes Offroadfahrzeug aus :-) Die Antwort darauf: "Siehst du den grünen Schlauch der da drüben beim Schuppen liegt? Stell das Auto da hin. Die Feen werden kommen uns sich darum kümmern."

Am nächsten Tag war das Auto wieder blitze blank. Marie und vor allem Faan waren uns ganz hervorragende Gastgeber. Sehr freundlich und extrem Hilfsbereit. Für die Aktivitäten und die Autowäsche wollten sie außerdem keinen Cent von uns annehmen. Wir werden Sie wieder einmal besuchen gehen.

 

 

Am letzten Abend gehört die Farm uns. Faan ist mit seinem Schwager in den Süden gefahren und Marie zu ihrer Mutter in die Stadt. Uns macht das nichts aus, wir sind ja schon ein paar Tage hier, kennen uns aus und es läuft ja alles.

 

Nun ja, so war es wenigstens solange Faan und Marie noch da waren. Die Angestellten verwandeln den Garten ruck zuck in einen Kindergarten und jetzt rennen hier jede Menge Kids im Alter zwischen 2 und 14 rum.

 

Aber auch das macht uns nichts aus, sollen sie doch ihren Spaß haben. Schlimmer ist das abends plötzlich kein Strom mehr da ist. Vorlauter Kinderbetreuung ist die Gästebetreuung wohl untergegangen. Da wir es aber natürlich erst abends gemerkt haben ist jetzt keiner der Angestellten mehr da den wir darauf aufmerksam machen könnten. Kurzentschlossen schnappen wir uns also unser "ohne Wörter - Wörterbuch" (https://www.amazon.de/Langenscheidt-Ohne-W%C3%B6rter-Buch-600-Zeigebilder-Weltenbummler/dp/3468298382), dass wir uneingeschränkt empfehlen können, und kommen so noch unerwartet und kostenlos zu einem Besuch eines San-Dorfes. Nach der anfänglichen scheu und offensichtlicher Angst (die Musik und das Gelächter hatten abrupt geendet als man uns sah), löst unser Rumgefuchtel mit diesem Buch und die Zeichensprache mit völligem Körpereinsatz bei den schon mittags kennengelernten Kids, die wie die Erwachsenen fast kein Wort Englisch sprechen,  großes Gelächter aus. Schön wenn man anderen eine Freude machen kann.

 

Diese Menschen sind einfach sehr freundlich und hilfsbereit - nutzt aber nichts. Unser Problem zu lösen scheint schwierig. Obwohl die Mitarbeiter das jeden Tag machen schafft es heute keiner mehr bei uns die Sicherungen anzuschalten. Aus der Not heraus wird vom Hauptgebäude her eine Kabeltrommel gezogen damit wir wenigstens Kochen können.

 

 

 

So war es in unserer Letzten Nacht auf der Farm von Marie und Faan. Es erwarten uns noch ein paar Tage auf der Zelda Guestfarm, eine gut organisierte Lodge-"Farm". Sehr viel mehr Mainstream, inkl. Raubtierfütterung. Wir begnügen uns damit zu Campen, uns aktuell über Botswana zu informieren und diesen Blog zu schreiben.

Am 13.03 geht´s dann nach über die Grenze...

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Inge Leute (Sonntag, 18 März 2018 17:05)

    Hallole was ihr alles erleben dürft ist so traumhaft, dass ihr das nie vergessen werdet & mit 80zig noch gerne von der schönen Zeit in dem wunderbaren Land Afrika träumt. Drückerle Inge