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Luxus der Weite

Unser Weg führt quer durch den Namib-Naukluft-Park - durch die Wüste, und das Gebirge - es ist wunderschön. Das erste Stück unserer Strecke ist zwar durchaus etwas trostlos und das Einzige was man zu sehen bekommt sind die Farmzäune am Straßenrand und ein paar Paviane, die Landschaft ändert sich aber auf eindrucksvolle Weise als wir das Gebirge erreichen und über den Pass fahren.

Auch wenn es hier noch nicht danach aussieht (und außerdem haben wir festgestellt das auf Bilden vieles nicht so richtig zur Geltung kommt. Zumindest auf unseren Bildern nicht :-) ist die Strecke beeindruckend und scheint beinahe endlos über Kuppen und durch Schluchten zu führen. In einem Moment ragen rechts und links steile Felswände neben der schmalen Straße empor, im nächsten erreicht man eine Kuppe und hat einen irren Blick über das umliegende Gebirge. Die schroffe Landschaft weiß auf ihre ganz eigene Art zu fesseln und man muss aufpassen vor lauter "schauen" nicht die Straße aus den Augen zu lassen. Stellenweise geht es weiiiiiit nach unten, Leitplanken gibt es selten, und auch in den engen Kurven möchte man sein Auto ja nicht an die Felswand lehnen. Obwohl wir verhältnismäßig viel Zeit für den Pass brauchen ist es fast schade als wir ihn hinter uns lassen. Die nächste Hälfte der Strecke wird wieder von weiten Sandflächen und Farmzäunen dominiert. Doch wir haben das Glück noch auf ein paar umherziehende Berg-Zebras zu stoßen.

Auf den letzten 50 Km ist die Straße, sogar für Afrika, in recht schlechtem Zustand. Unser Gespräch verläuft auf diesem Abschnitt eher wie ein Handygespräch mit schlechtem Empfang. Vor lauter Rüttel-Gestotter hat man Angst sich selbst die Zunge abzueisen. Also drehen wir das Radio einfach lauter und ignorieren somit auch leichter unser mit gequietschte und Geklapper um Gnade flehende Auto. Ziemlich durchgeschüttelt und viel später als erwartet, wir haben für die 330 Km rund 6 Stunden gebraucht, kommen wir also In Hauchabfontain an. Die Sonne brennt immer noch unbarmherzig und die Landschaft ist knochentrocken. Nun ja, hier im Namib-Naukluft-Park, am Rande der Namib Wüste (älteste Wüste der Welt) kann man auch nicht viel anderes erwarten.

Dafür ist jetzt wieder ein Gespräch möglich und so übertreffen wir uns mit gegenseitigen Mitteilungen wie cool es nachher sein wird, wenn wir aufgebaut haben, am Fluss sitzen, neben uns das Lagerfeuer, ein kaltes Bier in der Hand und die Angel im Wasser. Eine paradiesische Vorstellung in dieser Einöde. 

 

Unsere erfahrenen Leser wird folgendes also nicht überraschen.

Ja wir haben uns informiert - der Fluss führt ganzjährig Wasser. Ja wir haben unsere Information überprüft und ja wir waren dumm genug daran zu glauben :-)

Wir also zur Farmerin, netter Smalltalk auf Deutsch, Platz hats genug, Feuerholz auch und gleich kommt jemand und macht für uns heises Wasser im Donkey (eine Metallboiler voll Wasser unter dem ein Feuer gemacht wird. Ne super Sache und ganz typisch hier). Angeln allerdings, meint sie, wird eher schwierig. Im Fluss ist seit Monaten kein Wasser.

 

Nach der kurzen Enttäuschung besinnen wir uns aber. Ersten haben wir gelernt die positiven Dinge mehr zu beachten (und davon gibt es auf der Welt wirklich auch genug), zweitens ist die Landschaft wieder wunderschön geworden und in der natürlichen Quelle auf der Farm (diese hat Wasser) könnte man ein erfrischendes Bad nehmen und drittens geht Lagerfeuer, Grillen und ein Kaltes Bier ja trotzdem - heute gehen vielleicht sogar 2 oder 3 oder...

Nachdem Anna eines ihrer Brote gebacken hat (am Rezept und der Zubereitung in der Glut arbeiten wir noch) und wir es auf den Boden zum abkühlen legen (gegessen wird es diesmal nicht, wir versuchen es lieber nochmal:-)) kommt sogar das potenzielle Abendessen freiwillig zu Feuer - was will man mehr.

So verbringen wir hier ein paar Tage, genießen die Aussicht, gehen etwas spazieren, schauen uns die Quelle an. Bevor wir, wieder einmal spontan, entschließen unseren Kurs erneut zu Ändern. Quer durch Namibia Fahren wir von West nach Ost, von der Namib nach Gobabis an der Grenze zu Botswana mit Zwischenstopp in Windhoek. Diesmal nicht um einzukaufen, sondern einfach der Länge der Strecke wegen und weil Anna mal kurz zu nem Arzt muss.

Sie hat ein wie sie es ausdrückt "komisches Bobbeele" im Bauch ertastet, eine kleine Verhärtung unter der Haut. Wir gehen von nichts Schlimmen aus, wollen aber vorsichtshalber mal nachsehen lassen. Wir fahren morgens los und kommen gut voran. Die rund 290Km führen über eine meist recht gute Schotterstraße die bald zum Highway führt. Schon zur Mittagszeit sind wir da. Wir haben vor zu einem deutschen Arzt zu gehen, davon gibt es in Namibia genug, doch die haben jetzt alle Mittagspause. Also erstmal was essen. Dann noch Kleinigkeiten besorgt für die Weiterfahrt und zum Doc. Unser auserwählter Arzt macht derzeit aber einen Monat Urlaub. In Windhoek gibt es aber viele gute Adressen und so gehts eben, um nicht ewig zu suchen, in eine Privatklinik.

Anna erklärt am Empfang, wir sind beide etwas aufgeregt und in diesem Moment nicht besonders Wortgewandt in Englisch "I found something strange in my belly. Maybe a Doctor can have a lock and maybe he must cut it out" - "Ich habe etwas Fremdartiges im meinem Bauch gefunden. Das sollte sich evtl. mal ein Arzt ansehen und es vielleicht rauschneiden".

In dem Moment wussten wir nicht ob es an der Dramatik der Erklärung lag oder daran das wir offensichtlich Touristen sind, jedenfalls wurde der Fall direkt zum Notfall. Nicht wie man sich das in Deutschland vorstellt, so mit schnellem Handeln und so. Eher wie es eben in Afrika ist. Zwar ging es zur Notfallstation, Eile hatte aber niemand. Uns war es recht den einen Notfall konnten wir auch nicht erkennen. Allerdings fürchteten wir ab hier die vermeintlich notwendigen Notfallmaßnahmen und deren Kosten. Krankenversicherung hin oder her, zuerst muss Vorkasse geleistet werden.

 

Unsere Befürchtungen waren allerdings völlig unbegründet. Nach der Aufnahme der persönlichen Daten und der Festlegung der Zahlungsart ging es zur Untersuchung. Blutdruck und Puls messen durch die Schwester gefolgt von der Untersuchung durch einen schwedischen Arzt. Er bestätigte, dass es wohl keinen Grund zur Sorge gäbe. Wir sollen es beobachten. Solange es aber nicht wächst und Anna keine Schmerzen hat beurteilt er es als harmlose, punktuelle Verhärtung des Bauchgewebes. Solche Verhärtungen können ab und an und überall im Körper vorkommen.

Die Rechnung für das ganze Prozedere, gerade einmal 47€. Wir waren durchaus zufrieden mit dieser Erfahrung.

 

Zwischenzeitlich ist es aber doch Abend geworden und so entscheiden wir die Nacht in Windhoek zu verbringen. Die Innenstadt muss es aber nicht schon wieder sein. In einem Randgebiet allerdings gibt es einen Dam, vielleicht kann man da fischen, und der dortige Campingplatz wird von einer Organisation betrieben die Frauen aus Katutura (eben diesem Randgebiet) die Möglichkeit gibt etwas handwerkliches zu lernen (Nähen, Töpfern und solche Dinge) und evtl. Arbeit zu finden. Für uns also zwei fliegen mit einer Klappe. Leider ist Katutura das "Township" von Windhoek. Keine gute Gegend, das wussten wir damals aber noch nicht...

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