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Okavango Delta

Einen Tag vor Abfahrt wird unsere Vorfreude kurzzeitig getrübt. Das Wetter ist bescheiden und wir warten wieder einmal, in der Bar, einen heftigen Regenguss ab. Bis hierhin durchaus erträglich 😊 Als der Regen nachlässt und wir zu unserem Auto kommen kommt die böse Überraschung. Das Bäumchen unter dem wir geparkt hatten, hat dem Sturm nicht standgehalten. Der gesamte vordere Teil unseres Autos ist darunter begraben und es sieht nicht sehr gut aus. Mit vereinten Kräften wird das Problem aber schnell beseitigt und wir können uns freuen das doch nichts Schlimmes passiert ist. Zum glück fällt uns dann auch gleich wieder ein das hier doch eine Bar ist in der wir erstmal unseren Schock verdauen können.

Dann sind unsere Sachen gepackt. Schlafsäcke, Zelt, Moskitomittel und Sonnencreme alles was man eben so braucht. Nach ca. einer Std Autofahrt durch den Bush komme wir am „Mokorohafen“ an. Papio, unser Guide, gibt uns eine erste Sicherheitseinweisung für die Fahrt in dem wackeligen Einbaum-Boot.

„Zuerst, ordentlich mit Sonnencreme eincremen. Zweitens, bitte nicht ruckartig bewegen und nicht zur Seite lehnen. Na das bekommen wir hin - irgendwie hatten wir uns die Sicherheitseinweisung spannender vorgestellt.

Als wir so dahingleiten fragen wir ob es denn nie vorkommt in den engen Kanälen überraschend auf z.B. Flusspferde zu treffen. Papio meint: „doch, klar. Regelmäßig“ und fügt direkt hinzu: „normal bemerkt man sich gegenseitig früh genug und weicht eben aus. Wenn aber mal ein Hippo aufs Boot los geht, dann raus aus dem Boot, so schnell es geht zum Ufer und wenn nötig weiter rennen.

Hätte man ja auch am Anfang drauf hinweisen können – so – ohne Sonnencreme gibt’s Sonnenbrand, durch Zappeln gibt’s nasse Hosen und wenn Flusspferd böse, dann weglaufen.

 

Ist aber nicht nötig, nach fast 3 Std. fahrt mit dem Mokoro kommen wir trocken und sicher und ohne Sonnenbrand am Camp an. Die Flusspferde die wir tatsächlich schon getroffen haben waren friedlich. 

Das Camp ist einfach nur ein freier Platz im Bush nahe am Flussufer. Wir sind auf einer kleinen Insel im Delta (wobei klein relative ist, die Insel ist mehrere Hektar groß) und die nächste Siedlung 3 Std. Mokorofahrt entfernt. Nachdem unsere Zelte aufgebaut sind und ein Feuer brennt gibt’s die zweite Sicherheitseinweisung, diesmal etwas ausführlicher und ernster.

„Keiner verlässt den Camp Bereich alleine. Alle gemeinsam müssen wachsam sein, Ohren und Augen aufhalten. Und das Feuer sollte immer brennen.

Gleicht geht es auf den Sonnenuntergengasmarsch. Es ist wichtig das wir zusammenbleiben und in einer reihe gehen. Wir können uns unterhalten aber bitte leise. Ich gehe immer als erster!“ sagt Papio ernst und macht weiter „Die meisten Tiere denen wir begegnen können sind harmlos. Andere gelten als potenziell gefährlich wie z.B. Elefanten, Büffel, Flusspferde und Löwen.“ Im Falle einer gefährlichen Begegnung gelte, Elefant, Büffel, Flusspferd = rennen, niemals rennen bei Leoparden oder Löwen. Allerdings sagt er, habe man in diesem Gebiet schon lange keine Löwen mehr gesehen. „Nachts könnt ihr sie aber hören. Wer nachts aus dem Zelt muss geht nur direkt neben das Zelt und leuchtet zuvor gründlich die Umgebung nach reflektierende Augenpaaren ab. Wer wirklich in den Bush muss darf dies nicht alleine tun, sondern muss den Guide Wecken.“ So beendet er erstmal seine zweite Ansprache. Wir hoffen nur er hat nicht gar etwas Wichtiges versessen zu erwähnen 😊

Die Märsche sind lang und aufregend. Den Tieren zu Fuß so nahe zu kommen ist einfach toll. Nachmittags laufen wir sobald es kühler wird los und kommen kurz nach Sonnenuntergang am Camp an.  Abends sitzen wir am Lagerfeuer. Kochen, erzählen uns Geschichten und lauschen den Geräuschen der Umgebung. Das Lachen der Hyänen, das Grunzen der Hippos und das Röhren der Löwen ergibt eine tolle, manchmal aber auch etwas beklemmende Geräuschkulisse - und mindestens eines der Tiere ist immer zu hören. Morgens ist um 5:20 Uhr wecken und schon um 6 Uhr sind wir wieder im Bush.

Wenn die Sonne hinterm Horizont auftaucht, den morgen Nebel vertreibt und die haut wärmt während man sich zu Fuß den Tieren nährt könnte es wohl nichts Besseres geben.

 

Trotz der Märsche hatten Anna und Tanja übrigens noch genug Energie um nebenher auch noch Mokorofahren zu lernen.

Die potenziell gefährlichen Tiere waren alle nur nachts zu hören, oft weit entfernt, manchmal aber auch näher.

In den zwei Nächten die wir hier sind verlässt lieber keiner das Zelt…

 

Keinem der "gefährlichen" Tiere, einem schlechtgelaunten Flusspferd ausgenommen das uns zwei Mal überraschend unseren Weg versperrt so dass wir gezwungen sind zu warten bis es weiter geht, begegnen wir auf unseren Märschen. Dafür sehen wir eine menge Zebras, Gnus, Giraffen, natürlich Vögel und Insekten, Impala uvm. und wir kommen manchmal sehr nah ran. Die Tierwelt und die Artenvielfalt sind beeindruckend. Jeder gegangene Meter lohnt sich. Papio kennt sich aus. Er macht dem Job seit vielen Jahren. Wir lernen eine ganze Menge und wir fühlen uns sicher mit ihm.

Obwohl es hier keinerlei Komfort gibt und trotz des schlechten Wetters ist es fast zu schnell zu Ende.

Die Tage, und auch die Nächte in unserem kleinen Camp, in unserem Zelt unter dem Baum auf der kleinen Insel im Delta mit nichts als Natur um uns haben wir in vollen Zügen genossen.

 

Eine heiße Dusche und ein kaltes Bier klingen jetzt aber auch nicht schlecht.

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