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Im Reich der Elefanten und der wilde Norden

Es sind noch rund 2 Km bis zur Lodge als wir von der Hauptstraße abbiegen. MapsMe sagt noch 25 Min. Naja gut, es wird sich eben irren denken wir uns. Kurz darauf wird klar, die App weiß einfach mehr als wir. Wir brauchen sogar noch länger. Es liegt diesmal aber keineswegs an den schlechten Wegen, es stehen schlicht und einfach ein paar Elefanten auf der Straße. Nachdem diese dann ein paar Meter zur Seite gehen fällt uns ein wir könnte ja auch mal ein Foto machen. Also packen wir die Kamera aus und fahren an den beiden mittelgroßen Elefantenkühen vorbei. Wieder einmal sind wir fasziniert davon das ein kleiner Busch ausreicht und der Elefant verschwindet - am heiligen Tag. Die beiden stehen aber weiterhin sehr nah an der Straße und so verkneifen wir uns das anhalten und rollen mit angemessenen Respekt und Herzklopfen an ihnen vorbei. Es ist nicht das erste Mal, dass wir so nah dran sind, jedes Mal ist es aber wieder genauso aufregend. Noch ahnen wir nicht was sonst noch kommen wird.

Die Elephant Sand Lodge hat ihren Namen verdient. Viel Sand und Elefanten. Im Moment ist aber keiner zu sehen und wir machen es uns vor unserem Zelt mit Blick zum Wasserloch gemütlich.

Wieder sind es in Wahrheit aber die „kleinen“, frechen Tiere, vor denen man auf der Hut sein muss. Während wir vor so da sitzen versucht ein Pärchen Nashornvögel unser Auto auseinander zu nehmen. Speziell der Gummi an den Scheibenwischern scheint unwiderstehlich zu sein und so wird die Ruhe durch regelmäßiges Vögel verjagen unterbrochen.

Diese Störung ist aber nichts gegen die Overlander- Gruppe, die nachmittags eintrifft. Overlander, das sind die großen Gruppen in den Safiribussen, haben meist eine hervorstechende Eigenschaft. Sie tauchen wie ein Heuschreckenschwarm auf und beherrschen den Campingplatz, die Bar und den Pool (sofern einer da ist). Es ist augenblicklich vorbei mit der Stille am Wasserloch. Lauter junge Leute steigen aus und in ihrer ausgelassenen Stimmung sind sie unerträglich laut und wollen natürlich erst einmal die gesamte Umgebung erkunden. Sie sind aber auch laut genug um den wahren Chef vom Campingplatz auf den Plan zu rufen. 

Pflichtbewusst schaut er nach dem Rechten, inspiziert jedes Zelt und jedes Auto und gönnt sich nen Drink an der Bar. Die Heuschrecken sind sofort gebändigt und auch wir verstummen währenddessen in Ehrfurcht. Bei manchen der vormals so selbstbewussten jungen Leuten ist es offensichtlich aber einfach Furcht und die Erkundungsgänge sind für den ganzen restlichen Abend erledigt.  

Es gibt keine Zäune (was für Botswana fast charakteristisch ist) und so kommt es sehr häufig vor, dass Elefanten über den Platz zum Wasserloch gehen, um welches herum die Gebäude und der Zeltplatz angelegt sind. Die Gebäude sind allerdings mit kleinen „Betonpyramiden“ umgeben. Über dieses Hindernis laufen die Elefanten nicht und so sind wenigstens die Wasseranschlüsse und die Küche vor Überfällen sicher.

Wir haben natürlich keine solche Verteidigungslinie ums Zelt und unser Affenabwehrgeschütz halten wir für eher wirkungslos, außer man legt es drauf an den Elefanten ärgern – ganz sicher eine eher dumme Idee - oder man hofft das er, nach einem Schuss mit der Zwille, geschüttelt von Lachkrampf aus Mitleid doch weg geht. Wir müssen also der Dinge harren, die da kommen. Unser Auto hat sich der Chef bis zu Letzt aufgehoben und scheint, nach dem Drink, noch genauer hinsehen zu wollen. Obwohl wir es bisher geschafft haben die Stellung zu halten beschließen wir jetzt auch die Sicherheit des nahen Duschgebäudes zu suchen – und das ist auch gut so. Der Elefant kommt bis auf wenige Meter an den Tisch, an dem wir eben noch saßen, sein Rüssel tatscht auf unserer Heckklappe rum. 

 

 

 

Die Bilder unten hat uns ein Ärztepaar aus Botswana zur Verfügung gestellt. Sie haben von der Lodge aus zugesehen. 


Nach ein paar bangen Minuten ist er aber auch mit unserm Auto und dem herumstehenden Equipment einverstanden, wendet sich vom Auto ab und kommt auf uns zu. Diese riesigen Tiere sind gefühlt nicht nur besser getarnt als ein Chamäleon, sie sind auch leichtfüßiger als eine Ballerina – die kräftigen Beine, die den Schweren Körper tragen verursachen beim Auftreten kein einziges Geräusch während er sehr selbstsicher und entspannt in einem Abstand von vielleicht 10 Metern an uns vorbei geht.

Solche Begegnungen sind in Botswana gar nicht so selten, für uns war es aber da erste Mal, dass wir zu Fuß so nah dran waren und deshalb sehr eindrucksvoll und aufregend. Zu bösen Zwischenfällen kommt es übrigens wirklich selten und auch dieses Mal ist alles wunderbar gut gegangen.

Nach zwei aufregenden Nächten mit allerlei Elefantentrompete um uns herum verlassen wir Elephant Sands. Unser Weg führt nach Kansane in den wirklich Wilden Norden, in das vier Ländereck zwischen Namibia, Botswana, Simbabwe und Sambia.

Kasane enttäuscht uns kein bisschen. Obwohl mit knapp 6.000 Einwohnern nur einen Bruchteil so groß wie Maun mit seinen 50.000 Einwohner bietet es alles was man als Tourist so braucht. Wir sind sehr positiv überrascht, vor 10 Jahren sah das noch ganz anders aus. Vor allem aber, ist die von uns erwartete Wildnis hier noch unverändert.  Bereits auf dem Weg vom „Süden“ nach Kasane fahren wir wieder an Elefanten vorbei. Einer steht so nah an der Straße das er, wenn er den Rüssel streckt unser Auto berühren könnte.

An der Kreuzung zwischen der Tankstelle und dem Restaurant, in dem wir eine Kleinigkeit essen, balgen sich ungeniert ein paar Warzenschweinjunge und auf dem Weg zur Lodge entdecken wir weitere Elefanten in den Büschen. Nicht vergessen, wir sind hier in einem Dorf in dem 6.000 Menschen leben, die größte „Stadt im Norden Botswanas. Die ausgeschilderte Elefantentrasse führt tatsächlich mitten durch den Ort und obwohl wir uns für einen Stadtcampingplatz in der Chobe Safari Lodge entscheiden können wir ohne das Gelände zu verlassen eine Menge Tiere beobachten. 

Paviane und grüne Mehrkatzen turnen durch die Bäume, Antilopen laufen ungeniert über den Platz, Eine große Familie Warzenschweine gräbt die Wiesen um. Eine ganze Horde Zebramangusten ist praktisch allgegenwärtig, Krokodile und Hippos (letztere erschweren zusammen mit ein paar Hyänen wieder einmal unsere Nachtruhe) tummeln sich, direkt an der auf stelzen gebauten Bar am Fluss, Vögel gibt es genau wie Eichhörnchen und Echsen Zahllos und direkt hinter unserem Auto kommen immer wieder auch Elefanten vorbei. Zwar ist diesmal ein Elektrozaun dazwischen, dieser ist Flussseitig aber vom Hochwasser überspült und wohl recht nutzlos. Wir sind uns aber ohnehin sicher das ein Elefant, sollte er sich doch zum Angriff entscheiden, den Strom erst bemerken würde, wenn er schon durch den Zaun gebrochen wäre. Keines dieser Tiere hier ist zahm. Zwar sind einige davon ganz eindeutig gut an Menschen gewöhnt, alle miteinander stammen aber aus dem Chobe Nationalpark, der hier unmittelbar angrenzt von welchem aus sie Besuche in und um die Lodge herum machen. Wir hören gerade die Elefanten nachts auch aus dem Dorf.


Nach und mit all der Aufregung hatten wir nun einige Tage hier in der Chobe Safari Lodge mit der jetzt in der Regenzeit üppig grünen Wildnis vor den Augen. Es wird Zeit für uns noch tiefer rein zu gehen.

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